01. Aug 2020
TEXT VON
FOTOGRAFIEN VON
Ich verbringe diese Sommerferien daheim. An manchen Tagen kann ich mir das Zuhausebleiben nur schwer schmackhaft machen. Ja, auch die Schweiz ist schön und es gibt wunderbare Orte, die es hier noch zu entdecken gibt. Aber zu Ferien gehört nun mal immer auch das Fremde, die Irritation. Wenn man nicht so ganz genau weiss, was man da im Restaurant bestellt und was der nächste Tag bringt. Diese 5 Dinge sollen mich über den entgangenen Urlaub in der Fremde hinwegtrösten.
Seit Wochen läuft das Album «Women In Music Pt. lll» von Haim bei mir rauf und runter. Die drei in Südkalifornien aufgewachsenen Schwestern treffen damit absolut meine derzeitige Stimmungslage, die zwischen Hochgefühl und tränenreich changiert.
Verschenken Sie mal wieder ein Mix-Tape! Meine Tochter weiss tatsächlich nicht mehr, was Kassetten sind. Ich bekam meine erste zum Geburtstag. Sie war von Nena und ich war sechs. Wie oft ich das zerfledderte Audio-Band aus meinem Walkman gepult habe, weiss ich nicht mehr. Auch nicht, wie viele Stunden ich damit verbrachte, eigene Mixtapes aus dem Radio aufzunehmen. An beides musste ich zurückdenken, als ich die «Clicquot Tape»-Box in der Post hatte. (Die – by the way – zu 100% recycelbar und in sechs verschiedenen Designs bei Globus erhältlich ist.) Den Schampus trinkt die Mama, die witzige Metallbox bekommt das Kind für seine in den Ferien gefundenen Schätze. Und ich höre mal wieder in Nenas «Leuchtturm» rein. Gehört nicht auch die Melancholie zu den Sommerferien wie Zitroneneis und Sonnenbrand?
Eigentlich wollte ich mir im Spätsommer die Schau von Yayoi Kusama im Berliner Gropius Bau anschauen. Als junge Frau wagte Kusama den Aufbruch nach New York, wo sie mit ihren Polka Dots ihre Ängste verarbeitete, gesellschaftliche Normen hinterfragte und zu einer Ikone der Pop-Art wurde. Zurück in Japan liess sie sich in den Siebzigerjahren in eine Nervenheilanstalt einweisen, in der die mittlerweile über 90-jährige bis heute lebt und arbeitet. Nun, die Ausstellung ist bis auf Weiteres verschoben. Die Graphic Novel «Kusama» aber erscheint bestimmt und zwar am 27. August im Laurence King Verlag.
«Sommer des Zögerns» betitelt die Kunsthalle Zürich ihre aktuelle Ausstellung, die noch bis Mitte September läuft. Und im Kern das Wesen dieser Zeit trifft. Die Schau ist das beste Alternativprogramm für einen regnerischen (oder zu heissen) Sommertag. Über sieben Wochen haben 43 Künstler*innen aus Zürich eine Ausstellung aufgebaut, die sich fortlaufend veränderte. Nun sind alle Arbeiten zu sehen.
Und falls gar nichts mehr hilft, schlürft man genüsslich den oben erwähnten Champagner und blättert in einem Buch, das einen in die Ferne entführt. Zum Beispiel in «Capri Dolce Vita» von Assouline.