13. May 2020
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Miranda July ist besorgt – dass dieses Buch wie ein einziger grosser Ego-Trip wirken könnte. Sie habe sich damit einer Freundin anvertraut, die abgewunken habe: DER Zug sei längst abgefahren. Und nun ist «Miranda July» von Miranda July denn auch erschienen. Und obwohl es tatsächlich ausschliesslich um die amerikanische Künstlerin geht, eine Retrospektive mit gerade mal 46!, ist das Buch mehr als nur Nabelschau. Weil July mehr als nur Performerin ist, sie ist nicht nur Filmemacherin oder Autorin. July ist ein Gesamtkunstwerk und sie ist Kult. In einer Zeit, in der so viel so wenig Sinn macht und in der ständig alles ausfällt, wird man sich diese Schau mit Sicherheit anschauen können. Ohne Mundschutz und Sicherheitsabstand. Denn sie findet zwischen zwei Buchdeckeln statt.
July sagt zur Entstehung dieses Werks: «Ich liebe Bücher, die zeigen, wie das Leben eines Künstlers oder Schriftstellers wirklich ist. Die Routinen und Misserfolge. Aus solchen Büchern weiss ich, wie viele Ballettschuhe eine Ballerina in einem Jahr durchtanzt oder welche Schriftsteller Säufer sind. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es ein solches Buch über einen multidisziplinären Künstler gibt, der zwischen de Medien hin und her springt. Als Jugendliche hätte ich gern so eins gelesen.»
Das crossmediale Werk der Amerikanerin lässt sich tatsächlich nur schwer kategorisieren. Verläuft irgendwo zwischen Performance, Film und Text. Womit sie die zeitgenössische Kunstszene und Popkultur massgeblich beeinflusst. Diese von der Künstlerin kuratierte Retrospektive präsentiert ihr komplettes bisheriges Schaffen, von ihren Performance- und Videoprojekten, digitalen Multimedia-Arbeiten und preisgekrönten Filmen bis hin zu ihrem literarischen Werk. Bebildert mit Fotografien, Filmstills und diversem Archivmaterial, verdeutlicht der Band die Vielfältigkeit der Kunst Miranda Julys. Begleitend kommen befreundete Künstler, Kuratoren und Wegbegleiter Julys in persönlichen Statements zu Wort, darunter Hans Ulrich Obrist, Lena Dunham, David Byrne, Spike Jonze und Carrie Brownstein – sowie Miranda July selbst. So eröffnen sich intime Einblicke in ihren kreativen Prozess und in ihre künstlerische Entwicklung zu einer Allrounderin mit Kultstatus.
«Miranda July: Miranda July», Prestel, 61 Franken.