Warum glauben Sie, wurde Frauen stets weniger Beachtung zuteil?
Früher wurden den Frauen den Zugang zu den Kunstakademien verwehrt, somit hatten sie keine Möglichkeiten als professionelle Kunstschaffende aufzutreten. Ihre Arbeiten wurden daher lange als minderwertig betrachtet. Neben diesen patriarchalen Barrieren verspüren Frauen manchmal auch weniger den Drang, im Rampenlicht zu stehen. Zudem verschwinden Frauen oftmals aufgrund von familiären Verpflichtungen für eine gewisse Zeit von der Bildfläche. Danach ist der Wiedereinstieg ins Arbeitswesen, gerade auch für Künstlerinnen schwierig.
Wie sollte die Kunstwelt in Ihren Augen in Zukunft aussehen?
Ich wünsche mir langfristig mehr Gleichberechtigung in der Branche. Die Arbeiten von Künstlerinnen sind genauso wichtig wie jene ihrer männlichen Kollegen und sollten daher die gleiche Visibilität erhalten.
Wie haben Sie die Künstlerinnen für Ihre Ausstellung im Karl der Grosse ausgewählt?
Da die Stadt Zürich die Werke ihrer Sammlung auch an Mitarbeitende ausleiht, musste zuerst geprüft werden, welche Kunstwerke überhaupt vorhanden sind. Zudem war es mir wichtig, dass die Kunstwerke zu den Räumlichkeiten passen und ein möglichst breites Spektrum an verschieden Medien abgedeckt wird. Ebenfalls habe ich Künstlerinnen aus verschiedenen Generationen ausgewählt.
Dann gibt es viel zu entdecken an der Ausstellung. Welches Kunstwerk hat Sie persönlich am meisten berührt?
Das ist schwierig zu auf nur ein Kunstwerk zu reduzieren, aber wahrscheinlich die 36 Schwarz-Weiss-Porträts von Künstlerin «Manon». Die Fotografien wurden nachts in Paris aufgenommen. Manon litt damals unter Schlaflosigkeit, die Bilder zeigen die Künstlerin in den unterschiedlich inszenierten Rollen.
Warum sollte man die Ausstellung besuchen?
Die Öffentlichkeit hat kaum Einsicht in die Kunstsammlung der Stadt Zürich, da diese hauptsächlich in den Räumlichkeiten der Verwaltung gezeigt werden. Deshalb finde ich es toll, dass sich die Dauerausstellung an einem öffentlichen, zentralen Ort befindet.
Was waren die Herausforderungen bei der Organisation der Ausstellung?
Die historischen Räumlichkeiten sind denkmalgeschützt, daher durfte man nicht überall Kunst aufhängen.
Man spürt, die Kunstwelt ist ein wichtiger Teil Ihres Lebens. Wie kam es zu dieser Leidenschaft?
Ich hatte einen Onkel, der Schmuckexperte in einem Auktionshaus war und der mich so in die ganze Kunstwelt eingeführt hat. Seitdem wusste ich, dass ich Kunstgeschichte studieren und später in der Kunstwelt arbeiten möchte. Während meines Studiums arbeitete ich in einer Galerie und bin dann später mit einer eigenen Galerie ins Galeriewesen eingestiegen.
Mehr Infos
Die Dauerausstellung «It’s a… Women’s Women’s Women’s World!» im Karl der Grosse im Zürcher Niederdorf ist von Montag bis Samstag von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist gratis.
Karl der Grosse, Kirchgasse 14, 8001 Zürich
Mehr Informationen zur Kunstausstellung World!» findest du hier und mehr Informationen über Projekte von Bettina Meier-Bickel sind hier zu finden.