Sarah Brown über Organic-Skincare-Bewegung

«Ich wünsche mir noch viel für die Beautywelt»

Aus einer Not heraus begann Sarah Brown, in ihrer Garage Kosmetikprodukte zu mischen. Damals fing sie bei null an, heute ist sie erfolgreiche Unternehmerin. Dies ist die Geschichte hinter ihrer Naturkosmetikmarke Pai Skincare.

Pai Skincare Sarah Brown

«Heute bin ich dankbar dafür, dass bei mir vor rund 20 Jahren plötzlich die Hautkrankheit Urtikaria auftrat. Sonst hätte ich diese Reise nie angetreten», sagt Sarah Brown (46) nachdenklich. Nur darum hat sie es vor zwei Jahrzehnten selbst in die Hand genommen und angefangen, in ihrer Garage in London herumzuexperimentieren. «Pai Skincare hat mein ganzes Leben verändert, worüber ich unendlich zufrieden bin.»

Mit Mitte 20 bricht bei Brown über Nacht die Hauterkrankung aus. Dabei brennt und juckt die Haut unerträglich. Der Ausschlag kann am ganzen Körper vorkommen, und es bilden sich extreme Nesseln und Schwellungen. «Als ich im Krankenhaus war, wurde mir die Diagnose gestellt, aber man konnte nicht richtig etwas dagegen unternehmen, und ich musste lernen, damit zu leben.» Das hat sich bis heute nicht verändert.

Weil sie plötzlich auf sämtliche Kosmetikprodukte reagierte, musste sich Brown von da an mehr über deren Zusammensetzung informieren. «Plötzlich war ich jemand, der unbedingt verstehen musste, was in all den Fläschchen drin war», gesteht die Businessfrau. Und das war kein leichter Weg.

Wenn man keine Chemiekerausbildung hat oder nicht in der Branche arbeitet, ist es nicht unbedingt einfach, zu verstehen, welche Ingredienzen sich in Skincareprodukten tummeln. «Ich habe begonnen, Weiterbildungen zu machen und langsam mehr und mehr zu verstehen», fügt Brown an. In ihren Augen ist es enorm wichtig, dass die Beautybranche deutlicher offenlegt, was in Cremes und Co. steckt, damit sich die Konsumentinnen und Konsumenten einfacher zurechtfinden. «Es hat sich meiner Meinung nach schon enorm viel getan in den letzten Jahren, besonders im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Wir bewegen uns in die richtige Richtung, aber es braucht noch so viel mehr», so die Unternehmerin bedacht.

Für Brown spielen hier vor allem Dritte eine Rolle, die für Kontrollen und Zertifikate zuständig sind. So stamme beispielsweise 25 Prozent des häufig für Make-ups verwendete Pigment Mica aus dem Abbau von illegalen Minen. «Wer beim Einkauf von Beautyprodukten etwas Gutes erstehen will, der sollte hauptsächlich auf die Bescheinigungen auf den Verpackungen achten, die Aufschluss geben, ob es sich um ein mit gutem Gewissen produzierten Artikel handelt», klärt Brown auf. Je nachdem, was jemandem am Herzen liegt, solle man auf andere Zertifikate achten: cruelty free, recycelt oder vegan.

Bei Pai Skincare kommen nur natürliche Zutaten rein. Das wohl bekannteste ihrer Produkte ist das Roseship-Biogenerate-Gesichtsöl. Brown hat aktuell aber andere persönliche Lieblinge: «Middlemist Seven ist ein sanfter und feuchtigkeitsspendender Cleanser, den ich besonders gern nutze.» Die Unternehmerin rät, die Haut immer gut zu reinigen, und ein Cleanser spiele dort eine wichtige Rolle. «Ich bin überzeugt, dass Cleansing zu einer reinen und strahlenden Haut führt.» Ein anderes Lieblingsprodukt von Brown: das Peeling Virtous Circle.

Erhält Brown Feedback zu ihren Produkten, ist sie überglücklich. «Jedes Feedback ist Feedback, ein positives hört man aber natürlich enorm gern», sagt sie schmunzelnd. So bekam sie gerade erst eine Rückmeldung zu ihrer Maske Resurrection Girl, die sie besonders berührte: «Es fühlt sich an, als ob dieses Produkt für Frauen wie mich gemacht wurde. Frauen, die ihr ganzes Erwachsenenleben damit verbringen, für andere zu sorgen – und das auf beiden Ebenen, in der Familie, aber auch im Beruf», zitiert sie die Kundin. Genau das war auch Browns Ziel: «Pai-Produkte heissen Erfrischung und – vor allem – ein Moment für sich selbst.»

Mit ihrer Marke will sie Menschen helfen, sich auf ihre Haut zu konzentrieren und deren Zustand besser einschätzen zu können. «Sie sollen sich in ihrer eigenen Haut gut fühlen können, besonders, wenn sie das schon lange nicht mehr getan haben», so Brown sichtlich gerührt.

Für Brown war schon immer klar: Wenn sie ein Business startet, dann sollte dies ein gutes werden. «Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen, das nicht nur auf fair produzierte und natürliche Inhaltsstoffe achtet, sondern bei dem auch Nachhaltigkeit eine grosse Rolle spielt.» Sie selbst fährt mit dem Velo zur Arbeit und füllt den Kühlschrank zu Hause in London mit «Organic Food». Auch ihr Partner, der mit ihr zusammen bei Pai arbeitet, wählt gern das Fahrrad, genauso wie ihre beiden Kinder für den Weg zur Schule.

Den Namen ihres Brands hat sie sich daher passend ausgesucht: «‹Pai› ist ein Maori-Wort und bedeutet übersetzt so viel wie ‹das Gute›», erklärt Brown. Der Begriff der Ureinwohner Neuseelands hat einen speziellen Grund: Dort liegen nämlich Browns Wurzeln, ihre Mama ist Kiwi.

Wer es als junge Unternehmerin oder als junger Unternehmer weit bringen will, der sollte es laut Brown keinesfalls um des Geldes willen machen. «Es gibt so viel einfachere Wege, als ein eigenes Business zu gründen, um das grosse Geld zu verdienen», führt die erfolgreiche Skincarebrand-Gründerin mit einem Lachen aus.

Am Ende sei am wichtigsten, dass echte Leidenschaft hinter dem Unternehmen steckt. «Wenn dem nicht so ist, dann wirst du früher oder später, sobald es hart wird, aufgeben», ist Brown überzeugt. Und manchmal kann es laut der Businessfrau ganz schön hart werden. «Der Weg ist steinig, und es gibt keine Abkürzungen.»

Bei Brown hat sich das Durchhalten ausgezahlt. Sie ist zufrieden, heute dort zu sein, wo sie ist. Und hofft, auch in fünf Jahren noch das tun zu dürfen, was sie so sehr liebt. «Viele Leute witzeln, dass Pai mein erstes Kind war. Und irgendwie war es das ja auch.»

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