«Polychroma» von Bulgari

Farbcode

Weckt ein Spektrum an Emotionen: «Polychroma», die neue Haute–Joaillerie–Linie von Bulgari.

Sara Allerstorfer
23. Okt. 2025
Maximal

Während andere Leute mit Pflanzen sprechen, pflegt Lucia Silvestri den Dialog mit Edelsteinen. «Es ist nicht so, dass ich den Stein einfach sehe, vielmehr begegne ich ihm. Er erzählt mir etwas, das meine Gefühle berührt – ich führe eine Art Beziehung mit ihm», sagt die Kreativdirektorin für Schmuck bei Bulgari. Blaue Saphire haben es ihr besonders angetan, fügt sie hinzu. Das Resultat dieser geheimnisvollen und zugleich stilvollen Liaison könnte kaum aufregender sein: Schmuckstücke, deren Farbspiel von einer Tiefe und Intensität ist, wie man sie nur von Bulgari kennt.

Für diese magischen Dialoge reist Lucia Silvestri mit ihrem Team um die Welt. Die Branche ist immer noch stark männerdominiert: «Auf meinem Niveau bin ich, glaube ich, die Einzige im Edelstein-Sourcing», präzisiert die Italienerin. «Einfach ist es sicher nicht, aber ich bin tough. Inzwischen kennt man mich gut und weiss, was man mir zeigen muss. Ich will keine Zeit verlieren. Natürlich gibt es viele Steine, doch die Qualität, die wir suchen, ist sehr, sehr selten. Die Kriterien, die einen Stein zu einem Bulgari-Stein machen, sind die Farbe – lebendig, intensiv, nicht zu dunkel, leuchtend – und der Schliff. Oft schneiden wir die Steine selbst nach, weil wir keine zu schweren Exemplare mögen und ihnen zugleich mehr Attraktivität verleihen wollen.» Für mehr Eleganz und Raffinesse opfert Silvestri im Zweifel sogar einige Karate.

Farben stehen auch im Mittelpunkt von «Polychroma», der aktuellen Haute-Joaillerie-Kollektion des Hauses. Ihr Name leitet sich vom griechischen «poly» für «viel, viele» und «chroma» für «Farbe» ab.

Die 250 Stücke umfassende Kollektion – 60 davon im Millionenwert – verdichten die charakteristischen Merkmale von Bulgari zu einer opulenten Inszenierung: kühne Formen, monumentale Proportionen, vielfältige kulturelle Referenzen und kaleidoskopische Farbkombinationen finden ihren Ausdruck in Colliers, Ringen, Ohrringen oder Schmuckuhren. Ihren Höhepunkt erreicht «Polychroma» in der «Galerie der Wunder», in der fünf einzigartige Kreationen zum Leben erwachen – jede ein Meisterwerk aus den seltensten Edelsteinen, darunter ein 241,06 Karat schwerer kolumbianischer Smaragd.

«Diese Kollektion ist eine bezaubernde Reise in die lebendige Welt der Farben, eine Hommage an ihre endlosen Schattierungen und Tiefen», sagt Silvestri. «Mit jedem Stück erkunden wir grenzenlose Möglichkeiten, die das Herz berühren.»

Die schillernde Reise in Farbe begann bereits um 1907, als Giorgio Bulgari, der Sohn des Gründers Sotirio Bulgari, nach Paris zog, um sich mit der französischen Schmucktradition und ihrer Stilwelt vertraut zu machen. Dort dominierte Platin, besetzt mit Diamanten, höchstens begleitet von einem einzelnen Farbakzent in Form von Rubin, Smaragd oder Saphir. Doch schon bald konnte Giorgio sein mediterranes Farbgefühl und sein ausgeprägtes ästhetisches Empfinden nicht länger zurückhalten. Er begann, farbige Edelsteine grosszügig miteinander zu kombinieren, geleitet von der Frage, wie unterschiedliche Farben nebeneinander wirken, und nicht allein von ihrem intrinsischen Wert. Damit legte er den Grundstein für einen völlig neuen Umgang mit Farbe und machte Bulgari zum unangefochtenen Experten darin: Parallel dazu experimentierte das Haus mit Gelbgold, das die Farben der Steine wärmer leuchten liess und ihnen eine sonnige Ausstrahlung verlieh.

Auffallend an «Polychroma» sind nicht nur die schier unendliche Fülle an Farben und die überraschenden Kombinationen – von harmonisch bis psychedelisch. Auch die Schliffe der Edelsteine verleihen ihr einen besonderen Reiz. Allen voran der samtig glatte, gewölbte Cabochon, eine Form, die ebenso für Bulgari steht wie das berühmte Schlangensymbol. Die Besonderheit dieses facettenlosen Schliffs liegt darin, dass er die Farbe im Edelstein gleichsam gefangen hält, ihr eine ungewöhnliche Intensität verleiht und opaken Edelsteinen mehr Tiefe gibt. Ein Beispiel für diese magische Wirkung ist das Collier Polychromatic Bloom: Bulgari pur, mit seinen Cabochons aus Rubellit, Peridot und Tansanit. Ganz dem Namen der Kollektion verpflichtet, stammen die drei Edelsteine aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen – aus New York, Hongkong und Jaipur. Auf dem Collier begegnen sie sich zum ersten Mal und entfalten ihre ganz eigene Magie. «Die Arbeit mit diesen Geschenken der Natur erfüllt mich jeden Tag aufs Neue mit Staunen», sagt Lucia Silvestri. «Wir haben das grosse Glück, ihre Schönheit noch zu erhöhen, indem wir sie auf unsere Weise arrangieren.» Es ist diese pure Alchemie, die Lucia Silvestri auch nach 45 Jahren im Haus Bulgari mit derselben Leidenschaft arbeiten lässt wie am ersten Tag.