Schweizer Model Ati Oppelt gibt Einblicke in die Fashion-Week-Welt

«Man darf sich nicht mit anderen messen, sonst dreht man durch»

New York, London, Mailand, Paris – im September und Oktober laufen die Fashion Weeks auf Hochtouren. Mit dabei: das international gefragte Schweizer Männermodel Ati Oppelt. Aktuell läuft der Zürcher an der Milan Fashion Week. Uns hat er Einblicke hinter die Kulissen der Welt der Modeschauen gegeben.

Fabienne Amez-Droz
26. Sep. 2022
Ati Oppelt ist ein gefragtes Männermodel für internationale Brands.

Das in Zürich wohnhafte Männermodel Ati Oppelt (19), der eigentlich Alarich heisst, hat geschafft, wovon viele Junge träumen: Der Schweizer, der dieses Jahr die Matura abgeschlossen hat, ist international in der Fashionwelt durchgestartet und wurde in den letzten Jahren für Shows von grossen Namen wie Louis Vuitton, Fendi oder Dior gebucht. Die Laufstege der Fashion Weeks kennt er in- und auswendig. Wenn er gerade nicht für die bekannte Designer läuft, skatet er gern. «Skateboarden ist meine Leidenschaft und mit dem Modeln erlebe ich die Welt aus einer ganz anderen Perspektive», so Ati. Im Interview erzählt er, wie er zum Modeln gekommen ist, welchen Herausforderungen er in seinem Job begegnet und wie es hinter der Bühne an grossen Modeschauen zu- und hergeht.

Bolero: Wie hast du das Modeln für dich entdeckt?

Ati Oppelt: Mit 17 wurde ich auf Instagram von einer Schweizer Agentur gescoutet. Meine Mutter, sie ist Journalistin und arbeitet für ein Modemagazin, meinte jedoch, wenn ich wirklich mit dem Modeln anfangen wolle, solle ich mich bei «Tomorrow Is Another Day» vorstellen. Das ist eine Modelagentur in Düsseldorf, Deutschland. Also habe ich meine Bilder dorthin geschickt und bin eingeladen worden.

Deine Mutter gab dir einen weisen Ratschlag. Wie oft fragst du sie heute um Rat?

Wenn ich zu Hause bin, tauschen wir uns natürlich aus, aber meine Entscheidungen treffe ich selbst. Bei Auslandsjobs bin ich schliesslich immer auf mich alleine gestellt.

Ist Modeln eigentlich ein Traumjob?

Temporär ja. Für immer ist der Job allerdings nichts. Irgendwann ist man da rausgewachsen und strebt nach mehr, als ständig von anderen Leuten nach seinem Aussehen bewertet zu werden. Oft steckt in einem Job auch nicht so viel Kreativität, wie man sich erhofft hat, da doch meist klare Vorgaben bestehen.

Wenn du also gerade in so einem Job steckst, was macht dir daran am meisten Spass?

Ich mag es, den Spirit einer Marke zu verkörpern, mich ganz in eine Rolle hineinzugeben. Auf dem Laufsteg wirst du von Hunderten von Leuten beobachtet. Das gibt dir einen unglaublichen Adrenalinstoss. Bei Shootings läuft es anders: Am Set ist es eher ein subtiles Spiel mit der Kamera.

Welche Jobs stehen bei dir gerade aktuell auf dem Terminkalender?

Die Fashion Weeks in Mailand und Paris. Hier sind die grossen Modehäuser, hier finden die wichtigsten Schauen statt. Am 19. September 2022 haben die Castings für die Milan Fashion Week begonnen. Jetzt, eine Woche später, geht es in Paris weiter.

Bald ist es also so weit und die nächsten Shows stehen an. Wie ist die Stimmung Backstage, bevor es losgeht?

Positiv, aber angespannt. Designer und Stylisten sind sehr nervös und checken immer wieder jedes Detail. Meistens gibt es zwei bis drei Proben, bis alles sitzt. Wenn dann die Musik angeht, weiss jeder, dass es nun ernst wird. Alle werden ruhig und fokussieren sich.

Vor so einer Show ist man bestimmt nervös. Was machst du in den letzten Stunden im Backstagebereich?

Ich höre Musik, checke Instagram oder esse – meistens gibt es gutes Catering. Man sieht bekannte Gesichter – andere Models, Make-up- und Hair-Artists, Stylisten – und unterhält sich. Oft finden auch noch Shootings kurz vor der Show statt, und natürlich werden Haare, Nägel und Make-up gemacht.

Wie bleibst du auf den grossen Laufstegen der Welt selbstbewusst?

Das Selbstbewusstsein muss man einfach mitbringen. Ohne das geht es nicht. Ich konzentriere mich auf meine Aufgabe, damit ich genau weiss, was ich zu tun habe. Das gibt mir Sicherheit. Wenn ich laufe, ist mein Blick immer nach vorne gerichtet, und ich blende alles um mich herum aus.

Gibt es auch jemanden, zu dem du in der Fashionwelt hochblickst – ein grosses Vorbild?

Beim Modeln habe ich kein Vorbild. Da muss man ganz sich selbst sein. Man darf sich nicht mit anderen vergleichen oder messen wollen, sonst dreht man durch. Als Vorbild in der Modebranche sehe ich jedoch Off-White-Gründer Virgil Abloh. Ich bin in seiner letzten Show gelaufen und durfte ihn persönlich kennenlernen. Er war so viel mehr als bloss ein Modedesigner. Virgil entwarf Möbel und machte Kunst, ausserdem unterstützte er Skater und inspirierte eine ganze Generation. Ein wahrlich kreativer Geist!

Wie jeder Job hat sicherlich auch das Modeln seine Schattenseiten. Welchen Herausforderungen bist du schon begegnet?

Ich werde ständig nur nach meinem Äusseren beurteilt. Etwas zu planen, ist schwer, weil ich immer auf Abruf sein muss. Wenn ich eine Option auf einen Job habe, muss ich diese Tage freihalten – egal, ob ich am Ende eine Zusage bekomme oder nicht. Manchmal ist es auch sehr anstrengend, viel zu reisen und nie am gleichen Ort zu sein.

Immer nach dem Äusseren beurteilt zu werden, ist bestimmt nicht leicht. Die Modewelt wird aber immer diverser.

Das stimmt! Wer einen Blick auf die Webseite meiner Agentur «Tomorrow Is Another Day» wirft, erkennt schnell, wie unterschiedlich Models heutzutage aussehen können. Seit neuestem gibt es bei vielen Agenturen neben den Kategorien «He» und «She» auch «They». Aber auch, wenn es nicht mehr die klassische Schönheit sein muss, etwas Besonderes sollte jedes Model haben, will es erfolgreich sein.