Viola von Scarpatetti ist eine Frau mit vielen Talenten

Viola von Scarpatetti ist Sängerin, Schauspielerin und Drehbuchautorin. Bolero hat die Künstlerin in ihrem Atelier in Dietikon ZH besucht.

Viola von Scarpatetti

Obwohl sie gerade die ganze Nacht von Südfrankreich in die Schweiz durchgefahren ist, ist Viola von Scarpatetti (34) gut gelaunt. Sie erzählt mir von den Erlebnissen auf ihrer Tour, in der sie gerade mittendrin steckt. «Normalerweise spiele ich in intimem Rahmen vor maximal 30 Personen. Diese Tour ist aber etwas ganz Spezielles, schon zweimal stand ich auf einer richtig grossen Bühne», schwärmt die kreative Allrounderin.

Südfrankreich ist ihr zweites Daheim. Dort hat sie auch ein Haus, wohin sie, so oft es geht, fährt. «Aufgewachsen bin ich in Südfrankreich und Fribourg. Geboren wurde ich aber in Binningen BL. Obschon ich im Pass Schweizerin bin, gehört mein Herz ebenso dem südlichen Teil von Frankreich», so von Scarpatetti, die sich als «franco-suisse» bezeichnet. Ihre Familie lebt in Südfrankreich und Binningen, sie selbst reist zwischen den verschiedenen Orten hin und her. Zuhause sei für sie dort, wo Freunde und Familie sind, sagt sie.

Die Baselbieterin hat viele Talente, die sie alle unter einen Hut bringt. «Mein Alltag wird nie eintönig, aber diese drei Bereiche reichen dann auch.» Von Scarpatetti spricht vom Musikmachen, Schauspielern und Drehbuchschreiben. Was ihr von all diesen Aufgaben am meisten Spass macht, kann sie aber nur schwer sagen: «Ich liebe alle drei, aber das Spielen auf dem Set und das Touren sind schon ganz besonders für mich.» Bekannt wurde von Scarpatetti aber als Schauspielerin. 2008 hatte sie ihr erstes TV-Engagement in der Schweizer Serie «Tag und Nacht». Mit «20 Regeln für Sylvie» (2014) erlangte sie in der Hauptrolle – an der Seite von Schauspieler Carlos Leal (52) – nationale Bekanntheit. Aktuell ist sie in der Hauptrolle der CH-Media-Serie «Die Baumanns» zu sehen.

Insgesamt tritt die Sängerin, deren Lieder an einen Mix aus klassisch französischen Chansons mit einem Hauch poetischem Rap und warmen Klängen von Südstaaten-Folk erinnern, im August achtmal in Südfrankreich auf – inklusive eines Zusatzkonzertes. Es läuft also gut für die 34-Jährige. Ende Jahr erscheint eine Single der Musikerin und im März darauf dann ein ganzes Album. Ausserdem arbeitet sie aktuell an einem eigenen Langspielfilm und wirkt in einem weiteren Kurzfilm vom SRF mit.

«Ich geniesse es, das tun zu können, was ich gern mache. Und obwohl das eine Menge ist, wird mir das Ganze nie zu viel», betont von Scarpatetti mit einer solchen Leichtigkeit, von der ich mir gern eine Scheibe abschneiden würde.

Nach den vergangenen Jahren braucht sie aber erst einmal eine Pause vom Reisen, wie sie erzählt. Vom Dreh in Montréal flog sie an die Weltpremiere von «Fly-in, Fly-out» (2019) in Hongkong, und dann wieder zurück nach Montreal, nur um gleich weiter an eine andere Filmpremiere in Quebec zu reisen. «Ich habe alles ausgeschöpft, und das war auch gut so, aber jetzt will ich eine Weile nicht mehr fliegen.» Nach Montreal zurück würde sie zwar gern wieder, aber dieses Mal über Wasserweg: «Wenn ich gehe, dann mit dem Segelschiff», fügt die Sängerin lachend an.

Aus der Corona-Zeit nimmt von Scarpatetti viele starke Erlebnisse mit. «Als ich unterwegs war, wie beispielsweise in Vevey VD, entstanden spontane Konzerte, an denen mir Menschen zuhörten, die sonst nie Konzerthallen betreten, aber zum Klang meiner Songs weinten.» Solche Momente sind es, die die Chansons-Sängerin berühren. Ausserdem habe sie im vergangenen Jahr diesen starken Eigenwillen verspürt, der unbremsbar gewesen sei, erzählt sie. «Mein Antrieb war unglaublich gross und mich hat die Situation dazu angetrieben, Dinge einfach zu tun, und nicht länger darauf zu warten.»

So freut sich von Scarpatetti im Moment sehr auf das Erscheinen ihres Albums, hinter dem ein langer Schaffensprozess steckt. Zum Schreiben von Songs geht die Sängerin am liebsten in Bars. Inspirieren lässt sie sich dabei von ihrem Alltag und all den Erlebnissen, die dieser bereithält. «Das kann eine Beobachtung von jemanden sein, der sich lustig verhält. Oder jemand, der etwas Inniges erzählt. Vor allem, aber nicht nur, bin ich aber romantisch und melancholisch in meinen Chansons, dagegen kann ich einfach nichts tun», sagt die Baselbieterin.

Wenn sie in ihrem Atelier in Dietikon ist, das sie sich mit anderen Kreativschaffenden teilt, übt von Scarpatetti mit ihren Instrumenten – oft zusammen mit ihrer Bratschistin Iliyana Kazakova –, schreibt an Liedern oder probt für ihren nächsten Auftritt als Schauspielerin. Das Gebäude ist eine ehemalige Schreinerei, die Scarpetteti aber extravagant eingerichtet hat: Die Inneneinrichtung besteht aus vielen Unikaten. Im Zimmer der 34-Jährigen steht eine alte Nähmaschine, am Boden türmen sich CDs und an den Wänden hängen alte Bilder. Im Gemeinschaftsraum steht ein Vintage-Flipperautomat, der für Scarpatetti zugleich grosse Passion und Entspannung im Feierabend ist.

Wenn das vielbeschäftigte Multi-Talent mal frei hat, dann kümmert sie sich am liebsten um ihr Haus in Südfrankreich. Dort schneidet sie Lavendel oder hilft ihrer Schwester auf dem Feld. «Sie ist Gemüsebäuerin, und ich gehe ihr bei der Ernte zur Hand.» Von Scarpatetti geniesst es ausserdem, in einem ruhigen Moment und abseits vom Tour-Stress ihre Gitarren neu zu besaiten.

Die Liebe zur Musik sitzt in der Baselbieterin tief; sie wurde ihr sogar mit in die Wiege gelegt. Ihre Mama habe viel gesungen, schon als sie mit ihr schwanger war, erzählt sie. «Meine Mutter unterrichtete klassischen Gesang am Konservatorium in Fribourg. Davon wollte ich aber nichts wissen.» Die Sängerin liebte früher Grunge, während ihre Mama immer fand, das sei nur Geschrei. «Die Geschmäcker sind halt eben verschieden», lacht von Scarpatetti.

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