Tipps von einer Foodfotografin

So setzt du dein Essen richtig in Szene

Gut fotografiertes Essen regt den Appetit an. Wir haben bei einer professionellen Foodfotografin nachgefragt, wie der schmackhafte Anblick auf Instagram und Co. gelingt.

!!!!NUR FÜR FOODFOTOGRAFIE-ARTIKEL VERWENDEN!!!! Foodfotografie by Veronika Studer

Wir tun es, um zu überleben, aber es gehört auch zu den schönsten Dingen im Leben: Essen macht Freude, sorgt für Geschmacksexplosionen und bringt einem Kulturen näher. Schmackhafte Erlebnisse teilt man darum auch gern via Foto mit seinen Liebsten. Ob für die sozialen Medien, den Familien-Whatsapp-Chat oder einfach als Andenken – Essen will richtig in Szene gesetzt werden, damit wir uns an den Bildern auch im Anschluss an die köstliche Erfahrung nicht sattsehen können.

«Fotografie, Komposition und Styling müssen miteinander harmonieren und ergeben zusammen ein ansprechendes Bild», klärt Veronika Studer (41) auf. Sie ist von Beruf Foodfotografin und Spezialistin für perfekte Darstellung von Essen. Mit einem hübschen Arrangement, den richtigen Texturen, Farben und Requisiten kann man laut der Expertin selbst das hässliche Essen interessant ablichten.

Ganz allgemein rät der Profi: «Sei abenteuerlustig! Wähle verschiedene Positionen, Winkel und betrachte die Wirkung jeder einzelnen Änderung.» Natürlich gibt es laut der Foodfotografin aber auch einige grundlegende Punkte zu beachten.

«Die richtige Beleuchtung ist die wichtigste Komponente für atemberaubende Fotos», ist Studer überzeugt. Die Fotografin kombiniert bei ihrer Arbeit natürliches Licht mit Blitzlicht, um so lebendige Bilder zu erzeugen. «Verwende aber keinesfalls rein den Blitz der Kamera, das ist nicht angenehm fürs Auge. Besser ist es, einen Diffusor zu verwenden, um so das natürliche Licht zu manipulieren», so die Foodfotografin.

Ein ansprechendes Bild lebt auch immer von den eingesetzten Requisiten, wie Geschirr oder Dekoartikeln. Denn: «Wirkungsvolle Fotos haben eine Geschichte zu erzählen. Gelingt es einer Aufnahme, Gefühle und Erinnerungen in uns hervorzurufen, bleibt der Schnappschuss meist unvergesslich», so Studer. Es ist also entscheidend, was alles auf ein Bild kommt: Requisiten ergänzen ein Bild und vervollständigen das abgelichtete Essen sowie die Geschichte der Aufnahme. Sie sollen also wohl überlegt ausgesucht werden!

Im Grossen und Ganze sollte der Fokus aber auf dem Essen liegen und das Bild nicht mit zu vielen Dingen überladen werden. «Das wichtigste Prinzip ist also, ein gutes Gleichgewicht zu finden», meint Studer. Beim Foodstyling also nicht zu viele Elemente benutzen und ein gut ausbalanciertes, harmonisches Setting schaffen.

Ausgewogenheit spielt nicht nur bei der Komposition des Bildes eine Rolle, auch der Teller selbst sollte harmonisch befüllt sein. «Spiele ruhig mit verschiedenen Texturen, wie Saucen zum Fleisch, oder füge Knuspriges, wie beispielsweise Nüsse, hinzu. Mit Kräutern oder Gewürzen lassen sich interessante und essbare Akzente setzen, die Farbe reinbringen», schlägt Studer vor. Durch die verschiedenen Texturen werde ein Bild interessanter und das leckere Essen wirke noch leckerer. Der Betrachter kann schliesslich das abgelichtete Objekt nicht berühren, aber mithilfe von Texturen kann der Fotograf laut Studer ein Gefühl transportieren.

Schlussendlich sollte man vor allem aber eines sein: «Sei kreativ! Wage etwas! Und breche ab und zu auch die Regeln.» Gelingt es, dass die Elemente miteinander harmonieren und sich gegenseitig verstärken, dann ist laut der Expertin das Bild ein echter Erfolg. Aber letztlich ist Foodfotografie einfach Kunst und auch ein persönlicher Ausdruck.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Darum gilt auch: Übung macht den Meister! Und schlussendlich will ja auch nicht jeder ein Profi werden, aber vielleicht einfach seinen Instagram-Feed etwas aufpeppen. Dafür braucht es laut Studer auch nicht zwingend eine professionelle Kamera: «Für die Foodfotografie gibt es nicht DIE eine Kamera. Klar, die Qualität der Fotos, die du mit einer digitalen Spiegelreflexkameras erzielst, ist anders, als die einer Kompaktkamera oder eines Smartphones. Aber wenn du es als Hobby, für Social Media oder deinen Blog machst, dann lassen sich heute auch mit dem Smartphone atemberaubende Bilder machen.»

Einen Fehler nimmt die Fotografin beim Anblick von Foodbildern besonders häufig wahr: «Die Leute fotografieren das Essen oft zu nah. Der Betrachter fällt direkt auf den Teller.» Es komme auch viel vor, dass der richtige Blickwinkel fehlt oder die Farbgebung sowie die Proportionen der Requisiten nicht stimmen.

Ausserdem sei der Versuch, andere zu kopieren, ein grosses Problem. «Nicht jeder hat der gleiche Geschmack. Mein Rat: Schau hin und lass dich inspirieren, aber geh dann nach Hause und experimentiere, um deinen eigenen Stil zu finden.»

Zur Person:

Veronika Studer (41) ist gebürtige Ungarin und lebt seit 2009 in der Schweiz. Die Liebe hat sie hierher geführt. Studiert hat sie eigentlich Wirtschaft, sowie Recht und europäischer Politik. Zur Foodfotografie kam die 41-Jährige nur, weil sie sich langweilte, zu viel Zeit hatte und gern kochte. «Nachdem ich meinen Partner kennengelernt hatte und mit ihm von Ungarn in die Schweiz gezogen war, fand ich keine passenden Jobs in meinem Fachgebiet, und ich brauchte etwas, das mich tröstete – ein Projekt, das eine neue Herausforderung darstellte», so Studer. Das Leben hat ihr eine Chance geben, wie sie so schön sagt. Heute arbeitet sie als Food- und Lifestylefotografin für Zeitschriften und verschiedene Unternehmen in der Lebensmittelbranche. 2018 erschien ihr Buch «Foodstyling», wo wertvolle Tipps fürs Fotografieren von Essen enthalten sind. Weitere Informationen zu Veronika Studer findest du hier.

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