Best of Spring/Summer 2026

Modefrühling 2026

Ein kuratiertes Line–up dessen, was wir nächsten Frühling und Sommer begehren werden.

Bottega Veneta

New York, London, Mailand, Paris. Die Modewochen wiederholen sich halbjährlich wie ein vertrautes Ritual: Influencer posieren, Stylisten arrangieren, die Presse nickt. Die Shows für Frühling/ Sommer 2026 jedoch durchbrachen das Muster. Mit Debüts und Neubesetzungen sorgten ein gutes Dutzend Designerinnen und ­Designer für frische Perspektiven. Ultra­miniröcke, XXL-Schleifen und Hüte wie un­bekannte Flugobjekte bei Dior, scharfe Schnitte bei Gucci, Retrofieber bei Versace – ganz ohne Medusa –, und Chanel bekam endlich Tweed für die Neuzeit. Alles wirkte plötzlich spannend.

Die Plätze im Publikum wurden neu verteilt. Wer nicht geladen war, ging in Paris ins «Caserne» zur «Watch Party», einem Public-Viewing-Event, bei dem die Stimmung an Fussball erinnerte und der vom französischen Influencer und Modekritiker Elias Medini, genannt Lyas, initiiert und veranstaltet wurde.

Die Runways fühlten sich wieder relevant an. Kleidung hatte wieder etwas zu sagen, Mode war wieder überraschend, polarisierte gar. Kurz: 2026 bringt die Kreativität zurück – und stellt Erwartungen wie Gewohnheiten auf den Kopf.

Gucci

Im ironischen Zitieren ist der neue Kreativdirektor Demna Gvasalia von Gucci ein Star. Mit der Kollektion «La famiglia» schart er im Lookbook nicht nur eine Vielzahl an überzeichneten Charakteren in gerahmten Porträts um sich, sondern feiert in seiner ersten Kollektion, die er übrigens in einem starbesetzten Kurzfilm präsentierte, die DNA der Marke – unverblümt sexy, extravagant, gewagt.

Dior

Unerschütterlich einfallsreich, gehört ­Jonathan Anderson zu den aufregendsten Kreativdirektoren der Gegenwart. Für seine Debütkollektion verwebt er ikonische Stücke mit modernen Codes – jung und ein klein wenig schräg. Eyecatcher: die Schuhe.

Alaïa

Eine meisterhafte Lektion in moderner Ele-ganz inszenierte Pieter Mulier. Seine Entwürfe rahmen den Körper wie Architektur, coconartige Ober-teile schmiegen sich an wie eine zweite Haut – präzis und sinnlich, reduziert, aber nie zurückhaltend.

Givenchy

Ihre Entwürfe sind so unglaublich sophisticated und feminin, dass einem beinahe der Atem stockt. Sarah Burton lässt Frauen stark und selbstbewusst erscheinen, indem sie klassische Schneiderkunst und messerscharfe Schnitte mit Sensibilität vereint.

Versace

«Trage etwas Unverschämtes, als würdest du dich über Anstand lustig machen», schreibt Designer Dario Vitale in seinen Shownotizen. Das neue Versace repräsentiert tatsächlich alles, was die junge Generation sucht – einen Touch Provokation und eine unerschütterliche Selbstsicherheit.

Balenciaga

Die Debütkollektion von Pierpaolo Piccioli für die französische Maison ist eine berauschende Symphonie an Farben und Strukturen. Trotz ästhetischer Strenge umspielen seine Kleider schwerelos den Körper und definieren eine mühelose, coole Silhouette.

Prada

Kleidung als Antwort auf Übersättigung und als Filter der Gegenwart. Bei Prada lösen sich Hierarchien auf und treffen schlichte Teile wie zufällig auf-einander. Feminine Codes begegnen maskuliner Strenge. Silhouetten umfliessen den Körper nachlässig – stets im Rhythmus des Jetzt.

Bottega Veneta

«Bei der Handwerkskunst zählen die Menschen, die sie herstellen, und die Menschen, die sie tragen. Hier werden die Hand und das Herz eins», sagt Kreativdirektorin Louise Trotter und präsentiert eine strenge Kollektion mit zahlreichen Materialexperimenten und subtilen Zwischentönen.

Chanel

Mit Abstand am ungeduldigsten erwartet wurde die Kollektion von Matthieu Blazy. Souverän bewegte er sich im Chanel-Universum, modernisierte Silhouette und Tweed und liess mit einer Kollaboration ein weiteres Pariser Traditionshaus zu Wort kommen: den Hemdenhersteller Charvet.

Jimmy Choo

Zwischen üppig-romantischem Gartendekor präsentierte die Schuhmarke ihre Vision für nächsten Frühling und Sommer – Pumps in Pastellfarben, Mules aus Spitze mit drapierter Blume auf dem Vorderfuss, glitzernde Ballerinas.

Roger Vivier

Die legendäre Maison hat in einem prachtvollen Hôtel Particulier in Saint-Germain-des-Prés auf 1400 Quadratmetern ihr neues Zuhause eingerichtet: Atelier, Empfangsräume, Garten und Archiv (in der ehemaligen Kapelle).

Chloé

Unter Chemena Kamalis kreativer Leitung erblüht Chloé zu einer modernen Vision des Boheme- Chic. Neben floralen Prints aus den Archiven ergänzten Mandel-, Zitronen- und Kaffeetöne die von den Achtzigerjahren inspirierte Silhouette. Besonders hübsch: Taschen, die an Hortensien denken liessen.

The Jude

Die Schuhmarke von Joana und Ana Campos vereint Understatement mit sinnlicher Raffinesse. Die in Portugal hergestellten Schuhe zelebrieren klare Linien für ein modernes Auftreten – ein seltener Eyecatcher im übervollen Pariser Modekalender.

Loewe

Jack McCollough und Lazaro Hernandez, die neuen Designer bei Loewe, bedienten sich einer visuellen Sprache aus reduzierten, oftmals skulpturalen Formen und elementaren Farben, die sich an Archetypen der Sportbekleidung orientieren - sinnlich, farbstark, zeitgeistig.

Fendi

«Es geht um ein entspanntes Gefühl der Leichtigkeit mit einer romantischen Eleganz», sagt Silvia Venturini Fendi über ihre letzte Kollektion als Fendi-Kreativdirektorin, bevor Maria Grazia Chiuri, Ex-Dior, diese Aufgabe übernimmt.

Céline

Es war Michael Riders zweites Outing für die französische Marke, und er knüpfte nahtlos an seine jugendliche, stylingbetonte Kollektion von vergangenem März an: lässige Hosen, akkurat geschnittene Blazer, jede Menge cooler Accessoires, mädchenhafte Kleider.

Miu Miu

Der Schürze als universellem Symbol der Arbeit wird hier Respekt gezollt. Je nach Stoff und Design verschiebt sich ihre kulturelle Bedeutung zwischen Stärke und Süsse oder Funktionalität und Dekor. So wird sie nicht zuletzt zum Spiegel gesellschaftlicher Rollenbilder.