Audemars Piguet feiert Jubiläum

Royal Oak – eine der grössten Ikonen der Uhrmacherkunst

Audemars Piguet feiert fünfzig Jahre Royal Oak: eine der grössten Ikonen der Schweizer Uhrmacherkunst – und ein Design, dessen Inspiration für immer ein Rätsel bleiben wird.

Audemars Piguet, Uhr, Royal Oak

Man schrieb das Jahr 1970 und für Audemars Piguet lief es gut. Unter der Leitung von Georges Golay blickte das Familienunternehmen zurück auf die wachstumsstärksten zwanzig Jahre seiner fast hundertjährigen Geschichte. Innerhalb von zwei Jahrzehnten war das Unternehmen von 35 auf 84 Mitarbeiter gewachsen, die Produktion hatte sich verzehnfacht.

Aber Georges Golay wollte mehr. Mit der bescheidenen Manufakturgrösse und der strategisch schwierigen Lage – das Bergdorf Le Brassus VD war nicht geeignet, eine internationale Kundschaft zu erreichen – eine Herausforderung, die er allein nicht zu lösen vermochte. Nach einem Jahr intensivsten Verhandlungen unterschrieb Golay im Februar 1969 den Partnerschaftsvertrag mit SSIH, der Société suisse pour l’industrie horlogère. Der führende Schweizer Uhrenvertreiber – und drittgrösste weltweit – kontrollierte zu dem Zeitpunkt zwanzig Marken, deren Modelle von 160 Vertretern und rund 15'000 Einzelhändlern vertrieben wurden.

Neue Partner, neue Ideen: Am 10. April 1970 traf sich Georges Golay mit den SSIH-Agenten Carlo de Marchi, Charles Bauty und Charles Dorot. «Sie hatten Vorbehalte gegenüber Gold als Material», erinnerte er sich 1982 in einem Interview. «Sie wollten eine Armbanduhr aus Edelstahl, die besser zur damaligen Lebensweise passte. Sie wollten, dass wir ein Modell kreieren, das sowohl sportlich als auch stilvoll ist und sich für den Abend wie auch die täglichen Aktivitäten des modernen Mannes eignet.» Eine immense Herausforderung für die kleine Manufaktur im Vallée de Joux. Golay nahm sie an. Und wusste genau, welcher Mann ihm dabei zur Seite stehen sollte.

Der damals 38-jährige Gérald Genta war in der Welt der Uhrmacherei kein Unbekannter. In den 1950er-Jahren verkaufte er erste Entwürfe an Audemars Piguet, in den 1960er-Jahren festigte sich die Beziehung. «Wir waren wie ein Tandem, Georges Golay und ich», erzählte er 2011. «Wenn er mit etwas einverstanden war und ich nicht, haben wir das Modell nicht gemacht. Wir waren in völliger Symbiose.» Den schicksalsträchtigen Anruf von Golay sollte Genta sein Leben lang nicht vergessen: «Herr Genta, unsere Vertriebsgesellschaft hat uns um eine noch nie da gewesene Sportuhr aus Stahl gebeten – und ich brauche die Entwurfsskizze bis morgen früh.»

Genta verstand – aber falsch. «Ich habe verstanden, dass Golay um eine Uhr bat, deren Wasserresistenz noch nie da gewesen war. Ich erinnerte mich daran, wie ich als Kind beobachtet hatte, wie einem Taucher ein Helm aufgesetzt wurde – tief beeindruckt, wie acht Schrauben und eine Gummidichtung das Leben eines Menschen unter Wasser schützen sollten. Und so entschied ich, zu versuchen, ein Uhrwerk in ein Gehäuse einzubauen, das an den Helm eines Tauchers erinnert.» Obwohl man heute überzeugt ist, dass Gentas Anekdote nicht der Wahrheit entsprechen kann – gab es je einen hexagonalen Tauchhelm mit acht Schrauben? –, bleibt sein Design legendär. Am Folgetag präsentierte Golay der SSIH Gentas Sketch. Und stiess auf Begeisterung.

Im April 1972 wurde die Royal Oak im Rahmen der Uhrenmesse Baselworld zum ersten Mal einem breiteren Publikum präsentiert. Jacqueline Dimier, die ihrerseits 1976 die erste Royal Oak für Damen entwerfen sollte, erinnert sich später: «Uns allen war bewusst, dass mit dieser Uhr ein Schritt getan wurde, der die traditionelle Uhrmacherei mit der industriellen Ästhetik der Zukunft verband.»

1972 erfand die Royal Oak die Codes der Luxusuhrmacherei neu. Fünfzig Jahre später ist sie längst zur Ikone geworden. Und wird es bleiben.

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