Manche Parfums sind Düfte in Flacons, andere sind Symbole, Erinnerungen, Bekenntnisse. Eine Hommage an Momente und Menschen, die Zeit und Traum transzendieren. Manifeste, die von der Vergangenheit inspiriert sind, aber die Sprache der Gegenwart sprechen. «Damit ein Parfüm Bestand hat, muss es zunächst lange Zeit in den Herzen derer gelebt haben, die es kreierten», so der legendäre Modeschöpfer Christian Dior einst über seinen allerersten Duft: Die Lancierung von Miss Dior im Jahr 1947 war nicht nur die Krönung eines persönlichen Abenteuers – sondern ein Stück Familiengeschichte.
Duft der Erinnerung
Die Geschichte von Miss Dior ist die von Geschwisterliebe, Mut und Femininität. Die siebte Auflage des Parfums destilliert seine Essenz und schenkt ihm eine zeitgemässe Stimme.
Der Name des Kultparfums, das 2025 in siebter Ausführung lanciert wird, ist eine Ode an die Frau, die für Dior mehr als eine Schwester war: Catherine Dior, unermüdliche Widerstandskämpferin, leidenschaftliche Blumenhändlerin, die Personifizierung von Freiheit und Femininität. Während Christian an der Pariser Avenue Montaigne eine neue Ästhetik schuf, setzte sich Catherine während des Zweiten Weltkrieges im Untergrund für Freiheit und Würde ein. Sie überstand Deportation und Zwangsarbeit, kehrte zurück und blieb für ihren Bruder stets ein Symbol unbeugsamer Kraft. Miss Dior sollte das Spiegelbild ihrer furchtlosen Persönlichkeit werden: voller Eleganz und Weiblichkeit, aber getragen von Stärke und Unabhängigkeit.
Catherines Geist prägt die Essenz bis heute – auch wenn sich Weiblichkeit für Francis Kurkdjian, Kreativdirektor für Parfumkreationen bei Parfums Christian Dior, seither verändert hat. «Die Ausdrucksformen des Femininen, der Eleganz und Modernität sind immer auch Zeichen ihrer Zeit. Schaut man sich Audrey Hepburn oder Marlene Dietrich in Diorkleidern an, sind das unfassbar schicke Bilder – aber zeitgemäss? Nein», so der Franzose, der 2021 das Duftzepter übernahm und dem Bestseller heute, fast acht Dekaden später, seinen eigenen, kontemporären Touch verleiht. Die Neuauflage von Miss Dior stellt sowohl einen Blick zurück dar als auch einen Schritt nach vorn.
Kurkdjians Interpretation des Duftes ist geprägt von Kontrasten: Dunkle Brombeere trifft auf süsse Holunderblüte; im Herzen entfaltet sich opulenter Jasmin. Gemäss Archivschriften des Modehauses soll Christian Dior all jene Nächte als Geburtsstunde von Miss Dior genannt haben, in denen Glühwürmchen die Felder der Provence erleuchteten und grüner Jasmin blühte. Die florale Signatur akzentuierte Kurkdjian mit der von dunklem Eichenholz, das der Komposition eine Tiefe und Mystik verleiht.
Der Parfumeur sieht in Miss Dior auch eine Parallele zwischen Vergangenheit und Gegenwart, nämlich das zeitlose Bestreben, die Schwere der Welt in Schönheit zu verwandeln: «Ich glaube, die junge Generation lebt auch heute in einer Welt voller schwarzer Flecken. Und trotzdem – mit zwanzig will man einfach leben. Die Jungen sind voller Energie und bereit, für ihre Träume zu kämpfen – wie Christian Dior, als er Freude und Hoffnung zurückbrachte.» Für Kurkdjian ist dies die eigentliche Mission des Hauses: Schönheit schaffen, die Glück bringt.