Genau. Erstens sind es Menschen, wie du und ich. Zweitens ist es wichtig, dass wir die Augen und Ohren offen halten, um zu realisieren, welch Potenzial diese Menschen mitbringen – für Zusammenarbeit und Beisammensein.
Welche weitere Botschaft versteckt sich hinter Ihrem Werk?
Das Wichtigste für mich in Filmen ist, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer berührt werden. Man soll einen Einblick in ein Leben von jemand anderem bekommen, von wo aus man vielleicht auch Parallele zu sich selbst, seinem Umfeld oder der Welt, in der wir leben, ziehen kann. Um ganz offen zu sein, «Semret» ist kein Film, der eine konkrete Botschaft rüberbringen soll, aber es geht vor allem um Menschlichkeit und darum, andere anzuspornen, offenzubleiben.
Einen solchen Einblick bekommen wir in das Leben von Semret. Ist der Hauptcharakter von einer realen Person inspiriert?
Nicht ganz. Es waren mehrere Frauen und ihre Geschichten, die mich zu Semret brachten. Ich habe viele Porträts oder Interviews gelesen, oft auch von anonymen Personen, und mich davon inspirieren lassen. Über eine Journalistin fand ich schliesslich aber den Kontakt zu einer Frau, an deren Erzählungen ich mich etwas stärker anlehnte. Ihre Geschichte ähnelt derjenigen, die ich zeigen wollte und bei ihr konnte ich immer wieder Vergleiche ziehen.
Welchen Herausforderungen sind Sie während des Drehs begegnet?
Es war gar nicht so einfach, Menschen zu finden, die aus Eritrea kommen und Tigrinya sprechen. Und wir hatten sehr strenge Coronamassnahmen, obwohl wir natürlich enormes Glück hatten, überhaupt drehen zu können.
Wie glücklich sind Sie über Ihren ersten Langspielfilm?
Ganz ehrlich? Es ist schwierig, mein Glück in Worte zu fassen. Dieser Dreh war etwas vom Schönsten, das ich je machen durfte. Ich hatte ein wahnsinnig tolles Team und es herrschte stets eine friedliche Atmosphäre auf dem Set. Das lag mir auch besonders am Herzen bei dieser Thematik: Dass wir Ruhe bewahren können!
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Im Moment kann man sich für die Welt einfach nur Frieden wünschen. Grundsätzlich habe ich aber keine grossen Wünsche. Ich würde sagen, ich bin ziemlich wunschlos glücklich. Und vor allem bin ich eine Frau, die daran glaubt, dass einem das Leben genau dorthin bringt, wo man hin muss. Natürlich möchte ich weiterhin Filme machen können, ich hoffe, dass die Leute «Semret» toll finden und die Menschen um mich herum sollen gesund bleiben – aber am Ende vertraue ich darauf, dass das Leben mich schon in die richtige Richtung führt. Denn bisher kam ich so immer an schöne und wunderbare Orte.
Info zum Film:
«Semret» kommt am 25. August 2022 in die Schweizer Kinos. Weltpremiere feierte das Sozialdrama von Regisseurin Caterina Mona am 75. Locarno Film Festival. 85 Minuten; OV Schweizerdeutsch/Tigrinya, UT Deutsch/Französisch. Mehr Details zum Film findest du hier. Und unter diesem Link findest du die aktuellen Vorführungen.