«Das Schwierigste im Leben als Mama, war das Loslassen»

Ende 2016 gab die Schminkbar-Gründerin Bea Petri ihr Werk in die Hände ihrer beiden Töchter Lia und Kim. Im Interview spricht das Trio über die innige Beziehung zueinander.

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Bea Petri (65) und ihre beiden Töchter Lia (42) und Kim Petri (39) sind eng miteinander verbunden – privat als auch beruflich. «Wir sind ein starkes Team. Ganz besonders schätze ich, dass meine Töchter mich immer in meinem Tun unterstützt haben», schwärmt die Visagistin gegenüber Bolero.

Und auch ihre Töchter sind dankbar dafür, dass sie sich mit ihrer Mama so gut verstehen: «Wir sind immer noch intensiv miteinander verbunden. Das Mutterwerden hat mein Bild der Mutter-Kind-Beziehung stark verändert, sodass ich heute grossen Respekt für das habe, was meine Mutter als Alleinerziehende mit uns zwei Mädels alles erreicht hat», sagt Kim, die jüngere der beiden Töchter.

Der Weg, den Bea Petri gegangen ist, hat wirklich Respekt verdient: Nachdem sie ihren Eltern zuliebe eine Ausbildung zur Apothekenhelferin absolviert, um dann im Familiengeschäft mithelfen zu können, schöpft sie all ihren Mut, um nochmals von vorne anzufangen. Sie steigt in die Beautybranche ein und wird zu einer der bekanntesten und sympathischsten Visagistinnen der Schweiz. 2003 gründet die Make-up-Artistin die Schminkbar, die heute sieben Standorte in der Schweiz – in Zürich, Winterthur, Basel und Luzern – zählt.

Ende 2016 entscheidet sich Petri, das Unternehmen ihren beiden Töchtern Lia und Kim sowie ihrem Schwiegersohn Marc Rotter-Petri zu übergeben. Für die beiden Frauen war schon immer klar, dass sie einmal in die Fussstapfen ihrer Mutter treten werden. «Es war eine grossartige Chance und die haben wir genutzt. Etwas Besseres konnte uns gar nicht passieren. Wir sind unserer Mutter sehr dankbar dafür», sagen die beiden.

Im Interview erzählen Mama Bea und ihre Töchter Lia und Kim mehr über die Höhen und Tiefen ihrer Mutter-Kind-Beziehung.

Bolero: Am 9. Mai ist Muttertag. Wie wichtig ist euch dieser Tag?

Bea: Meine Mutter erklärte jeweils, dass jeder Tag Muttertag ist, und ich habe diesen Gedanken gerne übernommen. Daher haben wir den Muttertag nie wirklich gefeiert. Meine Töchter sind mittlerweile nun selber Mütter und feiern mit ihren Familien.

Lia: Obwohl der Brauch verkommerzialisiert wurde, gefällt es mir, dass Mamis mindestens einmal im Jahr eine besondere Wertschätzung gezeigt wird. Ich verbringe diesen Tag mit meiner Familie und lasse mich gerne überraschen.

Kim: In der Schule und im Kindergarten wird gebastelt und ich freue mich auf die Geschenke meiner Kinder zum Muttertag.

Diese Frage geht an Lia und Kim: War Mama immer ein Vorbild für euch oder gab es auch Punkte, in denen ihr ganz anders werden wolltet?

Lia: Ich habe mein Mami immer für ihren Mut bewundert, etwas anzupacken und sich auch nicht davor zu scheuen, mal gegen den Strom zu schwimmen. Das hatte aber auch zur Folge, dass die Arbeit ihr Leben stark in Anspruch genommen hat. Ich habe mir nach der Geburt meiner Tochter vorgenommen, meine Work-Life-Balance, wenn möglich, ausgeglichener zu gestalten.

Kim: In Bezug auf die Kindererziehung wird es sich wohl noch zeigen. Beruflich bin ich ziemlich genau in ihre Fussstapfen getreten. Sie war und ist in dieser Hinsicht immer noch mein Vorbild. Ihre Kreativität ist mir wichtig und ihr Feedback brauche ich nach wie vor, um zu wissen, ob ich auf dem richtigen Weg bin.

Wann wart ihr besonders stolz auf euer Mami?

Lia: Ihr soziales Projekt in Burkina Faso beeindruckt mich sehr. Als ich das erste Mal meine Mutter dorthin begleitete und sah, was sie, Safi und ihr Team in Ouagadougou für die Ausbildung junger Frauen auf die Beine gestellt haben, war ich überwältigt.

Kim: In dem Moment, als meine Mutter den BWA Business Women Award erhielt. Das war ein Abend voller Emotionen. Aber auch für ihr Engagement in Burkina Faso, für welches ich grösste Bewunderung und Respekt habe. Was sie dort bewirkt, braucht Mut, Energie und sehr viel Herzblut.

Und wann warst du besonders stolz auf deine Töchter, liebe Bea?

Bea: Ich bin immer wieder stolz auf meine Töchter – sei es damals am ersten Schultag oder während der Lehrzeit. Sie waren für mich die schönsten Bräute und sie erfüllten mich voller Stolz bei den Geburten meiner Enkelkinder. Meine Gefühle als Mutter mit allen Sorgen und Freuden bleiben wohl immer bestehen, auch wenn sie nun selbst eine Familie haben und Mamis sind. Als Mutter muss man dabei vor allem lernen, sich nicht mehr einzumischen.

Bist du als Mutter auch mal an deine Grenzen gestossen?

Bea: Ich glaube, das Schwierigste in meinem Leben war das Loslassen, die Verantwortung abzugeben und mich nicht mehr einzumischen.

Was konntet ihr gegenseitig voneinander lernen?

Bea: Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und viel Humor.

Lia: Wir sind ein Team mit ausgesprochen unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Damit haben wir uns immer bestens ergänzt.

Kim: In beruflicher und kreativer Hinsicht habe ich fast alles von meiner Mutter gelernt. Aber auch im Umgang mit Menschen. Sie hatte immer eine natürliche Art, sie war fleissig und mutig, ist schnell im Handeln und packt an. Oftmals wünschte ich mir, dass ich etwas mehr von ihren Genen hätte. Ich bin oft zu langsam und zu ängstlich.

Worin seid ihr euch sehr ähnlich?

Lia: Wir sind gerne Gastgeber und verwöhnen unsere Freunde und Familien mit Leidenschaft.

Kim: Neben unseren Stimmen und der dazugehörenden Lautstärke haben wir gerne Menschen um uns. Wir sind fröhlich und mögen es, wenn es lustig ist. Zudem können wir uns stundenlang über die Textur eines Make-ups unterhalten (lacht).

Gibt es etwas, was ihr euch gegenseitig schon immer mal sagen wolltet?

Bea: Die Beziehung Mutter-Tochter ist die schwierigste Beziehung überhaupt. Manchmal wünschte ich mir mehr Empathie und Grosszügigkeit im Umgang mit mir. Ich hoffe, meine Töchter werden dann mal an meine Worte denken (lacht).

Lia: Kim, wie lange hast du heimlich geraucht?

Kim: Das verrate ich nicht in der Öffentlichkeit.

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